Als ich Europa wiedersah ...

RÜCKKEHR  IN  DIE  ALTE  HEIMAT (1956) 

© Deutsches Literaturarchiv, Marbach

© Deutsches Literaturarchiv, Marbach

 

1956 besucht Mascha Kaléko zum ersten Mal wieder ihre alte Heimat. Der Rowohlt-Verlag hatte ›Das lyrische Stenogrammheft‹ neu aufgelegt und eine große Vortragsreise durch Deutschland arrangiert. Die vollen Säle überall sind der Beweis, dass die Dichterin in Deutschland nicht vergessen ist. Von Rundfunksendern wird sie eingeladen zu Interviews und Lesungen ihrer Gedichte. Zeitungen drucken ihre Verse.

Mit Bangen freut sie sich vor allem auf ein »Wiedersehen mit Berlin«, doch ihre alte Heimat soll sie dort nicht finden.

Ihr Comeback sollte 1959 auch öffentlich dokumentiert werden. Die Akademie der Künste in Berlin beabsichtigte, ihr den mit 4000 DM dotierten Fontanepreis zu verleihen. Mascha Kaléko zieht ihre Kandidatur jedoch zurück mit der Begründung, das Jurymitglied Hans Egon Holthusen sei Mitglied der SS gewesen und es sei ihr nicht möglich, den Preis aus seiner Hand anzunehmen. Diese Zurückhaltung aus Gewissensgründen akzentuiert im Rückblick einen unkorrigierbaren Wendepunkt in der Biographie der Dichterin: Nach der Ablehnung des Fontanepreises war »Das bißchen Ruhm« wieder vorbei.

Zurück
Zurück

Heimweh nach den Temps perdus

Weiter
Weiter

Nur das »Weh«, es blieb ...